1. Dialoggespräch – Kompass für eine umwelt-, naturschutzgerechte und insektenfreundliche Landwirtschaft in Sachsen-Anhalt
- Was können Landbewirtschaftende konkret tun, um dem Insektenrückgang entgegen zu wirken? Wie kann die Politik beziehungsweise die Verwaltung unterstützen?
- Modellprojekt Kooperativer Naturschutz in der Landwirtschaft
- Einsatz von Agroforstsystemen
- Lehr- und Fortbildungsangebote zu Biodiversität, Insektenschutz und Naturschutz
- Fortsetzen des Dialogs
- Dokumente
Was können Landbewirtschaftende konkret tun, um dem Insektenrückgang entgegen zu wirken? Wie kann die Politik beziehungsweise die Verwaltung unterstützen?
Das Insektensterben und die daraus folgenden Anforderungen sind für die Umwelt und die Landwirtschaft ein wichtiges Thema. Am 25. Februar 2021 kamen daher mehr 70 interessierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den Kreisen der Landwirtschaft, des Naturschutzes und den Verwaltungen zu einer Videokonferenz zusammen.
Landwirtschaftsministerin Prof. Dr. Claudia Dalbert hatte zu einem Dialoggespräch "Kompass für eine umwelt-, naturschutzgerechte und insektenfreundliche Landwirtschaft in Sachsen-Anhalt" geladen.
Kurze, informative Statements der Ministerin, von Herrn Feuerborn (Bauernverband), von Herrn Meyer (BUND) sowie von Frau Prof. Dr. Tischew (Hochschule Anhalt) und dem aktiven Landwirt Herrn Scheffler gaben den Auftakt für eine rege Diskussionsrunde.
Zentrale Fragen waren: Was können Landbewirtschaftende konkret tun, um dem Insektenrückgang entgegen zu wirken? Wie kann die Politik beziehungsweise die Verwaltung diesen Prozess unterstützen, um nicht reglementierend tätig werden zu müssen?
Konsens bestand bei allen Beteiligten, dass ein schnelles Handeln von Nöten ist. Viele gute Beispiele aus der Praxis wurden vorgetragen, wie sich Landwirtinnen und Landwirte bereits engagieren und Erfolge verzeichnen. Es zeigen sich jedoch Grenzen dahingehend, dass eine Bündelung oder Koordinierung mit anderen Landbewirtschaftenden fehlt oder schwer möglich ist. Eine Vernetzung von Maßnahmen bzw. die gezielte Anlage an bestimmten Orten könnte ein strategischer Ansatz zum Aufhalten oder gar einer Umkehr des Insektensterbens und des Rückgangs der Biodiversität sein.
Modellprojekt Kooperativer Naturschutz in der Landwirtschaft
An diesem Punkt setzt das in der Diskussion benannte und im Jahr 2020 gestartete Projekt "Modell Kooperativer Naturschutz" an. Es vereinbart, dass Fördermöglichkeiten koordiniert werden – von der Antragstellung, welche Maßnahme an welchem Ort umgesetzt wird bis hin zur Auszahlung.
Mehr Informationen zum Kooperativen Naturschutz
Einsatz von Agroforstsystemen
Diskutiert wurde auch die Möglichkeit von Strukturelementen, zum Beispiel in Form von Agroforstsystemen. Denn im Gegenzug zu Blüh- und Schonstreifen bestehen Agroforstsysteme über mehrere Jahre, vielleicht sogar dauerhaft. Agroforstsysteme unterbrechen die landwirtschaftlich geprägte Kulturlandschaft. Durch die Anreicherung der überwiegenden landwirtschaftlichen Flächen mit einheimischen Gehölzen schafft man zum einen neuen Lebensraum, zum anderen kommt es zu einem verringerten Pflanzenschutzmittel- und Düngemitteleinsatz auf der Fläche. Mit dem Agroforstsystem kommen Gehölzanpflanzungen zum Einsatz und am Acker erhöht sich nachweislich die Strukturvielfalt. In Verbund mit Blüh- und Schonstreifen sowie verstärkte Gewässerrandstreifen kann eine Biotopvernetzung entstehen und das Überleben von Arten sichern. Im Rahmen der neuen GAP (Gemeinsame Agrarpolitik) hat das Land Sachsen-Anhalt einen Vorschlag für eine solche Agroforstmaßnahme eingereicht und damit eine Grundlage für mehr Strukturvielfalt geschaffen. Denn Naturschutz kann nur über eine reale Vergütung, über die Produkte am Markt oder über geeignete Förderinstrumente geschehen.
Der Wille dem Insektensterben entgegen zu treten, zeigte sich in der Veranstaltung deutlich. Landwirtinnen und Landwirte und andere Landbewirtschaftende erzielen jedoch auf derselben Fläche ihren Lebensunterhalt und benötigen daher auch einen wirtschaftlichen Anreiz für die Teilnahme an Biodiversitätsmaßnahmen.
Lehr- und Fortbildungsangebote zu Biodiversität, Insektenschutz und Naturschutz
Ein anderer Aspekt der Diskussionsrunde zielte auf das Wissen über Insekten, deren Lebensräume, Lebensgewohnheiten und dessen Gefährdung ab. Landwirtbewirtschaftende, Naturschutz und Verwaltung unternehmen große Anstrengungen, dem Artensterben entgegenzutreten und dies zu publizieren. In Lehrveranstaltungen und Fortbildungen für Landbewirtschaftende wird das Thema Biodiversität, Insektenschutz und Naturschutz noch zu wenig aufgegriffen, Beratungen diesbezüglich gibt es kaum. Daher gilt es hier grundlegende Ansätze zu schaffen für einen effizienten Insekten- und Naturschutz in der Landwirtschaft.
Fortsetzen des Dialogs
Viel Konsens ergab die erste Dialogveranstaltung im Kompass für eine umwelt-, naturschutzgerechte und insektenfreundliche Landwirtschaft in Sachsen-Anhalt. Die rege Diskussion wurde genutzt, um in den Dialog zu treten, innovative Gedanken, Anregungen und Hinweise wurden ausgetauscht. Es wurde deutlich, dass alle das gleiche Ziel fokussieren: Insekten und Natur einen Lebensraum bieten. Der Meinungsaustausch und der Blick in die gemeinsame Richtung sind weiter zu führen, daher soll diese Veranstaltung nur der Auftakt sein.
Am Mittwoch, 05.05.2021, fand das 2. Dialoggespräch "Kompass für eine umwelt-, naturschutzgerechte und insektenfreundliche Landwirtschaft in Sachsen-Anhalt" mit Landwirtschaftsministerin per Videokonferenz statt.
Dokumente
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